Perlen - Rocailles
Der Weg der Perlen
Wie alt ist eigentlich die Geschichte der Perlen? So alt, wie die Menschheit selbst. Menschen haben schon immer Perlen hergestellt, aus allen Materialien, die ihnen zur Verfügung standen. Sei es Holz, Tierknochen, Elfenbein, Steine, Muscheln, der Fantasie waren noch nie Grenzen gesetzt. Im Herzen Afrikas entfalteten sie eine rätselhafte magische Kraft. Die Naturvölker schmückten sich nicht nur damit, Perlen waren damals wertvolle Tauschobjekte. Somit trugen die Frauen ihre Wertobjekte sicher am Körper. Erst später wurde Perlenschmuck auf Kleidung und Schuhe genäht.
Die ältesten Perlenfunde werden auf ca. 2000 Jahre vor Christi Geburt datiert. Irgendwann einmal entstand, wohl aus Zufall, Glas. Somit dauerte es nicht lange und die ersten Glasperlen wurden gefertigt. Wo anders als im alten Ägypten, genauer in Theben, befand sich die erste Glashütte der Welt. Das Rohstoffvorkommen in diesem Landstrich bot ideale Voraussetzungen für die Glasherstellung. Und Afrika brauchte Perlen. So verbreitete sich die Kunst der Glasherstellung in den nächsten dreieinhalb Jahrtausenden in Ägyptens neuem Reich, im Römischen Reich und im gesamten Islam des Mittelmeerraumes. Die muslimische Welt brauchte Gebetsketten, Europa Rosenkränze. Einzig und allein die Zeit im christlichen Mittelalter kann als perlenarm bezeichnet werden. Perlenbesitz wurde als heidnisch verurteilt.
Aber die Perlen begannen ihren Weg in die ganze Welt. Als Tauschobjekte gegen Gold, Palmöl, Gewürze, Kautschuk und nicht zuletzt Sklaven.
Kamelkarawanen waren die Boten zwischen Indien, dem vorderen Orient, über das Mittelmeer bis nach Marokko. Von Westafrika fuhren die Schiffe mit ihrer wertvollen Fracht in die Karibik und bekamen im Gegenzug Zucker, Rum und Baumwolle. Missionare nutzten Perlen als Gastgeschenke auf ihren unzähligen Wegen.
Doch sollte das Monopol der Glasherstellung nicht immer so bleiben.
Im Jahre 1202 fand der 4. Kreuzzug von Venedig statt. Zwei Jahre später fiel Konstantinopel. Daraufhin flohen viele Glasmacher mit ihrem Wissen nach Venedig. Im Laufe der Zeit stellte sich jedoch heraus, dass dies für Venedig eine nie bekannte Gefahr darstellte. Die Stadt am Wasser wurde viel zu oft vom Feuer bedroht durch die Werkstätten der Glasmacher. So beschloss man, die Insel Murano als Fertigungsort für Glas zu nutzen. Der Beginn der neuzeitlichen Geschichte der Glasinsel. Als zwischen 1400 und 1486 das byzantinische Reich zerfiel, wanderten noch mehr Glasmacher auf die Insel und es entstand eine Symbiose zwischen venezianischer und byzantinischer Glaskunst. Weltweit einmalig. Nur Böhmen zeichnete sich daneben aus mit der hohen Kunst der Glasfertigung. Einzigartige Perlen wurden und werden immer noch in Tschechien gefertigt und in die ganze Welt verschickt.